Über 100 Jahre war das Werk des Komponisten Graf Imre Széchényi verschollen - bis sein Urgroßneffe Kálmán Széchényi beim Studium der Tagebücher seiner Urgroßmutter Gräfin Széchényi Dénesné (geb. Gräfin Mariette Hoyos) zahlreiche Hinweise auf Graf Imre Széchényi's Werk fand. Mittlerweile sind nicht nur Teile seines Werks wieder aufgefunden, auch wurden bereits mehrere Werke für Klavier und Kammerorchester aufgeführt.
Ab sofort gibt es Noten von Imre Széchényi sowie von weiteren komponierenden Familienmitgliedern im Schlossberg-Verlag unter www.schlossberg-verlag.de
Graf Imre Széchényi wuchs am Wiener Hof zusammen mit den späteren Kaisern Franz Josef I von Österreich und Maximilian von Mexico auf. Sein Vater Ludwig (Lajos) war Obersthofmeister der Erzherzogin Sophie von Bayern. Auch Ludwig komponierte gelegentlich, schrieb vor allem Gedichte, von denen Franz Schubert zwei vertonte („Flug der Zeit“, „Die abgeblühte Linde“).
Imre stand im diplomatischen Dienst (in Rom, Frankfurt, Brüssel, Stockholm, Petersburg, Paris, Neapel) und war Botschafter von Österreich-Ungarn in Berlin (1878-1892). Er feierte seine musikalischen Erfolge in den Großstädten Europas, wo er seine Kompositionen nicht nur in Salons vorstellte, sondern auch öffentliche Konzerte mit großem Erfolg veranstaltete. Er war ein Teil des Musiklebens seiner Zeit. Er pflegte freundschaftliche Beziehungen zu bedeutenden Komponisten wie Franz Liszt, Johann Strauß, Ödön Mihalovich und zu Interpretern, wie dem Cellisten Heinrich Grünfeld, dem Geigenvirtuosen Ede Reményi oder der Sopranistin Marcella Sembrich. Sie alle schätzten seine Kompositionen und trugen sie gerne vor.
Mit Ausnahme von Franz Liszt (1811-1886), dem Opernkomponisten Ferenc Erkel (1810-1893) und dem Instrumentalmusiker Mihály Mosonyi (1815-1870) gab es nur wenige ungarische Komponisten im 19. Jahrhundert - sie sind heute entweder vergessen oder die Werke gelten als verschollen. Insofern gilt die Wiederentdeckung der Kompositionen von Graf Imre Széchényi musikwissenschaftlich als bedeutsam.
In seiner Heimat Ungarn war und blieb Graf Imre Széchényi als Komponist wenig bekannt. Dies ist wohl vor allem darin begründet, dass Széchényi in Ungarn nur wenige Konzerte gab und seine Werke nicht in Budapest, sondern in Petersburg, Berlin, Wien und Mainz gedruckt und verlegt worden waren. Viele Kompositionen liegen bis heute nur handschriftlich vor. Kriege, Enteignungen und Emigrationen im 20. Jahrhundert führten dazu, dass seine Werke lange Zeit verschollen waren.